WOLLE
Wolle bezeichnet generell das Haar von Tieren, das sich zum Verspinnen und zum Weben eignet. Neben der Schafwolle zählen dazu Haare vom Kamel, von Kaschmir- und Mohairziegen und vom Angorakaninchen. In den südamerikanischen Anden liefern z.B. Alpakas eine hochwertige Wolle.
Ihr Aufbau als Eiweißfaser gleicht dem des menschlichen Haares. Wolle ist ein ausgezeichneter Thermoregulator. Durch die starke Kräuselung der einzelnen Haare befindet sich bis zu 85% Luft in den fertigen Textilien. Diese Luft wirkt als isolierender Puffer, der die abgestrahlte Körperwärme speichert und dem Träger zurückgibt.
Feuchtigkeit wird aufgenommen und nach außen abgegeben. Wolle kann bis zu 30% Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen und sehr schnell trocknen. Der leichte Fettanteil der Wolle sorgt dafür, dass die Stoffe kaum knittern, nur schlecht Gerüche annehmen und relativ schmutzabweisend sind. Auch für Schutzkleidung ist Wolle bestens geeignet, da sie nicht brennt, sondern nur verkohlt.
In der Bekleidungsindustrie spielt Merinowolle eine große Rolle. Es hat die feinsten und weichsten Fasern, die außerdem besonders elastisch und gleichmäßig sind. Ein- bis zweimal im Jahr werden die Schafe geschoren. Dabei ist es wichtig weder das Tier zu verletzen noch das Wollvlies zu beschädigen, das normalerweise in einem Stück geschoren wird. Das Vlies wird auf seine Qualität, Farbe und Verschmutzung geprüft und aufgeteilt bevor es gewaschen wird.
Bei der ökologischen Verarbeitung wird hierzu ausschließlich Wasser, Seife und Soda verwendet um Verschmutzungen und einen großen Teil des Wollfettes ( Lanolin) aus dem Vlies zu lösen. Ein Anteil an natürlichem Restfett ist wichtig, denn er hält die Fasern weich und geschmeidig. Nun kann die gewaschene Wolle versponnen werden. Die besten Qualitäten werden zu Kammgarn, die groberen Fasern zu Streichgarn gesponnen und dann zu Stoffen verarbeitet.
Wolle von Schafen aus ökologischer Tierhaltung
Im zertifizierten Ökolandbau dürfen nur Tiere gehalten werden, die in Ökobetrieben aufgezogen wurden. Um die Rassenvielfalt zu erhalten, werden möglichst gefährdete Nutztierrassen gewählt, die robust sind. Im Ökolandbau gelten ferner besondere Haltungsvorschriften zum Wohle des Tieres. Dazu gehören eine geringere Besatzdichte, größere Ställe oder das Verbot der Anbindehaltung. Ihre Hörner und Schwänze dürfen Bio-Schafe auch behalten. Die Biolandwirte halten kleine, robuste Herden auf ausreichend großen Weiden. Sie werden einzeln geschoren im Gegensatz zur Fließbandschur, die in konventionellen Betrieben Anwendung findet.
Wolle von Schafen aus industrieller Massentierhaltung
In der konventionellen Schafhaltung werden die Tiere im Akkord geschoren, durch Desinfektionsbäder gehetzt und dann routinemäßig mit Pestizidbädern gegen Parasiten behandelt. In Australien werden Merinos in konventioneller Haltung teilweise brutal unbetäubt und ohne anschließende Wundbehandlung im Afterbereich beschnitten, um einem möglichen Madenbefall vorzubeugen.