Hintergrundinfo

Erdbeeren
Multitalente mit Nebenwirkungen

Mit der Frühlingssonne kommt die Lust auf frische Erdbeeren. Die süßen Früchte sind gesund und so lecker, dass sie bei den Deutschen auf der Beliebtheitsskala für Obst auf Platz zwei rangieren. Nur Äpfel mögen wir noch mehr. Dennoch gibt es gute Gründe, mit dem Erdbeergenuss noch bis zur heimischen Freilandsaison zu warten und beim Einkauf auf Bioware zu achten.

Statistisch gesehen isst jeder Deutsche drei Kilo Erdbeeren im Jahr. Ob pur oder mit Sahne, ob im Kuchen - die süßen Sommerboten sind ein Genuss, dem kaum jemand widerstehen kann. Zudem sind sie wahre Alleskönner in Sachen Gesundheit: Ihr Vitamin-C-Gehalt läuft sogar der Zitrone den Rang ab, zudem
enthalten sie die Vitamine B1 und B2 und viele Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium, Eisen und Magnesium.

Man sagt ihnen nach, dass sie die Nierentätigkeit
fördern und den Blutdruck senken. Der hohe Folsäuregehalt soll uns gelassen machen und sogar gut schlafen lassen. Hollywoodstars wie Catherine Zeta-Jones putzen sich angeblich mit Erdbeerpüree die Zähne, regelmäßig angewendet soll das zu einem strahlenden Lächeln führen. Und amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Erdbeeren auch das Gedächtnis auf Trab bringen - zumindest im Tierversuch mit Mäusen.Der Mensch müsste allerdings knapp fünf Kilo essen, um seine Gedächtnisleistung spürbar zu steigern, so die Forscher vom kalifornischen "Salk Institute for Biological Studies". Das könnte auch dem größten Erdbeerfan auf Dauer zu viel werden. Und selbst diese Menge würde kaum dick machen, denn das Multitalent Erdbeere hat nur 32 Kalorien pro 100 Gramm. Der wahre Genuss ohne Risiken und

Foto: www.oekolandbau.de ©BLE

Nebenwirkungen ist allerdings nur in der kurzen heimischen Saison von Ende Mai bis Juli,zu haben.
Es gibt gute Gründe darauf zu warten.

Erdbeeren zu ihrer Zeit - warten lohnt sich

Früherdbeeren, die uns schon ab Weihnachten in den Supermärkten locken, haben eine weite Reise hinter sich. Ein großer Teil wird in Huevlas in Andalusien angebaut, einer der wichtigsten Obst- und Gemüseanbauregionen Spaniens. Hier werden im Jahr rund 200.000 Tonnen Erdbeeren produziert, fast die Hälfte davon für den deutschen Markt. Die Region ist seit langem berüchtigt für Wasserverschwendung und exzessiven Pestizid- und Düngemitteleinsatz. Allein der Wasserverbrauch durch die ständige Bewässerung der Erdbeerfelder entspricht dem Jahresbedarf von 60 Millionen Menschen. Das Grundwasser wird knapp: In den nächsten Jahrzehnten drohen zwei Drittel des Mittelmeerraums zu Wüsten zu werden, so die EU. Jetzt sollen sogar Flüsse umgeleitet werden, damit der Obstanbau auch in Zukunft möglich ist.

Die Erdbeere wächst besonders schnell unter Folie, allerdings ist sie da in schlechter Gesellschaft mit Schimmelpilzen, Milben und Bakterien. Dagegen wird reichlich gespritzt, vor allem mit Fungiziden, die dafür sorgen, dass die empfindlichen Erdbeeren ihre Reise nach Deutschland schimmelfrei überstehen. Liegt die Früherdbeere schön und ohne Schimmel im Einkaufkorb, hat sie sehr wahrscheinlich hohe Pestizidrückstände im Gepäck. Als im Februar das Pfund Erdbeeren für einen Euro im Supermarkt reißenden Absatz fand, warnte zeitgleich Greenpeace fast schon traditionell vor der hohen Pestizidbelastung in importierten Früchten.

Jede zehnte Erdbeere überschritt die in Deutschland zugelassenen Grenzwerte. In zwei Dritteln der Proben wurden zudem gesundheitlich bedenkliche Mehrfachbelastungen mit bis zu fünf verschiedenen Spritzmitteln gefunden. Pestizide schädigen das Erbgut und das Nervensystem und können Krebs erzeugen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich bis zu 200.000 Menschen weltweit an Pestizidvergiftungen. Am stärksten sind diejenigen betroffen, die diesen Giften täglich auf den Feldern ausgesetzt sind.

Beim Pestizid-Test von Greenpeace lag die spanische Erdbeere übrigens im Mittelfeld in der Kategorie "Vorsicht geboten" gleichauf mit deutschen Erdbeeren. Konkret heißt das, in zwei bis zehn Prozent der Proben wurden Grenzwerte überschritten. Der Kauf von deutschen Erdbeeren ist also keine Garantie für Schadstofffreiheit.

Finger weg, rät Greenpeace auch bei Erdbeeren aus Ägypten, Belgien, Italien und Marokko. Hier wurden sogar in mehr als zehn Prozent der Proben die erlaubten Pestizid-Höchstmengen überschritten. Der überraschende Sieger mit unter zwei Prozent Überschreitung ist Israel, der Kauf von israelischen Erdbeeren ist aber wegen des langen Transportweges nicht empfehlenswert.


Die Beste aus Bio-Anbau

Wirklich unbeschwerten Genuss garantiert eigentlich nur die einheimische Freilanderdbeere aus ökologischem Anbau. Sie hat bei allen Tests am besten abgeschnitten. Sie ist zwar etwas teurer als die konventionelle deutsche Erdbeere und noch etwas teurer als die Importfrucht, aber es lohnt sich. Denn Bioerdbeeren sind nicht nur frei von Pestiziden, sondern auch aromatischer und
besser fürs Klima, vor allem, wenn sie aus der Nachbarschaft kommen. Und allzu lange muss darauf auch nicht mehr gewartet werden, denn wegen des warmen Winters könnte die Ernte durchaus schon Pfingsten beginnen. Deutsche Bio-Erdbeeren gibt es ab Juni auf den Wochenmarkt , im Bioladen oder auf den Biohöfen in der Region.

Quelle: Verde 2/2007
Bildquelle: www.oekolandbau.de ©BLE, Bonn, Foto: Biolandhof Hannen, ökologischer Landbau