EU-Programm bringt mehr Bio in Schulen und Kitas
Mit dem EU-Schulobst- und Gemüseprogramm möchte die Europäische Union Kindern und Jugendlichen den Verzehr von mehr Obst und Gemüse schmackhaft machen. Insgesamt stellt die EU mit dem Programm jährlich 150 Millionen Euro zur Verfügung. In Deutschland sind die Länder für die Umsetzung des Programms zuständig. Aktuell müssen sie beziehungsweise die Akteure vor Ort 25 Prozent der Kosten aufbringen, die verbleibenden 75 Prozent übernimmt die Europäische Union. Verteilt werden die Mittel auf Basis der Anzahl der 6- bis 10-jährigen Kinder in den Mitgliedstaaten. Danach erhält Deutschland aus dem Programm mindestens 19,7 Millionen Euro Unionsbeihilfe pro Schuljahr. Die teilnehmenden Schulen und Vorschuleinrichtungen haben die Wahl, sich entweder mit konventionellem oder mit ökologisch erzeugtem Obst oder Gemüse beliefern zu lassen. Die Erfahrungen zeigen: Viele der Einrichtungen entscheiden sich inzwischen für biozertifizierte Lieferanten.
Schulobst in Bioqualität
Im Saarland stammen rund 20 Prozent der im Rahmen des Programms gelieferten Früchte aus ökologischem Anbau. In Baden-Württemberg werden nach Angaben des zuständigen Ministeriums rund 25 Prozent der teilnehmenden Einrichtungen von biozertifizierten Betrieben beliefert. In Bayern scheint der Hunger auf Bio noch größer zu sein: Aktuell entschieden sich dort 44 Prozent der teilnehmenden Schulen und 63 Prozent der Kitas für ökologisches Obst und Gemüse. Das sind allein 3.700 Einrichtungen mit über 330.000 Kindern von drei bis zehn Jahren. Dabei spielt sicher auch eine Rolle, dass der Freistaat den von der EU nicht finanzierten Restbetrag der Kosten übernimmt.
Auch Eltern essen mehr Apfel & Co.
Eine aktuelle Studie der Technischen Universität München zeigt zudem, dass Kinder in Bayern, die über ihre Schulen oder Kindergärten am Programm teilnehmen, viel häufiger Obst und Gemüse essen. So ergab die Evaluierung bei den Einrichtungen bereits nach anderthalb Jahren im Programm einen Anstieg um 31 Prozent gegenüber der Vergleichsgruppe, nach vier Jahren waren es 51 Prozent. Zudem kennen die Kinder mehr Obst und Gemüse und beeinflussen mit ihrer Lust auf gesundes Essen ganz offensichtlich auch das Ernährungsverhalten in ihren Familien. Denn auch ihre Mütter und Väter essen häufiger Obst und Gemüse als Eltern, deren Kinder nicht am Programm teilnehmen.
In Niedersachsen, das seit dem Schuljahr 2014/2015 am Schulobst- und -Gemüseprogramm teilnimmt, können die Schulen auf 160 zugelassene Lieferanten zurückgreifen. Darunter sind knapp 70 biozertifizierte Betriebe. Deren Angebot ist ganz offensichtlich für viele Einrichtungen attraktiv: So entscheiden sich zwei Drittel der teilnehmenden Schulen für einen biozertifizierten Lieferanten.
EU-Schulprogramm als Einstieg nutzen
Auch wenn die Daten aus den verschiedenen Bundesländern nicht direkt vergleichbar sind und sich zudem von Jahr zu Jahr verändern. Der Trend zeigt ganz klar: Mit dem EU-Programm essen nicht nur mehr Kinder in Schulen und Kitas Obst und Gemüse; für viele der Einrichtungen ist das EU-Programm ein guter Einstieg, kostengünstig Bioprodukte einzuführen. Ab dem Schuljahr 2017/2018 soll für die Länder die Teilnahme am Programm noch flexibler werden. Ab dann soll es einen kein Zwang mehr zur Kofinanzierung geben. Es bleibt der Entscheidung der Länder vorbehalten, wie sie das in ihrem Verantwortungsbereich regeln.
Stand: 04.01.2017