Hintergrundinfo

Wie man der Heizkostenfalle entkommt
Solar- und Erdwärme sowie Holzpellets sind günstige Alternativen zu Öl und Gas

Wenn die Heizkostenabrechnung ins Haus flattert, dann gibt es nichts zu lachen. "Für Heizöl musste 2005 durchschnittlich 32 Prozent mehr als im Vorjahr gezahlt werden, für Gas etwa elf Prozent mehr", sagt Franz-Georg Rips, Direktor des deutschen Mieterbundes in Berlin. Das bedeutet zum Beispiel: Mieter einer 100 Quadratmeter großen Wohnung mussten in diesem Jahr alleine aufgrund der gestiegenen Energiepreise 100 bis 300 Euro mehr zahlen.

Sinkende Heizkosten sind nicht in Sicht, im Gegenteil: Weil Rohöl immer knapper wird, schließen Experten sogar eine Erhöhung der Ölpreise von derzeit fast 80 Dollar pro Barrel auf mehr als 100 Dollar nicht aus. Der daran gekoppelte Preis für Heizöl könnte Schätzungen zufolge deshalb von derzeit etwa 65 Cent pro Liter auf mehr als einen Euro im Jahr 2010 steigen.

Doch es gibt eine Möglichkeit, der Heizkostenfalle zu entgehen: Sonnen- und Bioenergie sowie Erdwärme bergen riesige Potenziale. In vielen Fällen sind diese Erneuerbaren Energien bereits heute wirtschaftlich. "Eigentümer von Einfamilienhäusern können 10 bis 20 Prozent Heizkosten sparen", sagt Christoph Podewils von der Informationskampagne "Deutschland hat unendlich viel Energie" in Berlin.
Gegenwärtig ist die Technik zur Nutzung von Sonne, Erdwärme und Bioenergie in der Anschaffung zwar noch recht teuer. Doch die Betriebskosten sind niedrig. "Über einen Zeitraum von zehn bis zwanzig Jahren rechnet sich die Investition", so Podewils. Andere Experten geben mittlerweile gar Amortisationsspannen von fünf bis zehn Jahren als realistisch an.

Autark sein macht Spaß

Außerdem macht die eigene Versorgung mit Heizenergie unabhängig von den Energiekonzernen und schont die Umwelt. Die Sonne etwa sendet täglich über 80-mal mehr Energie nach Deutschland als verbraucht wird. "Allein durch Solarkollektoren auf den Dächern kann auch hierzulande ein Drittel des Wärmebedarfs gedeckt werden", rechnet Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft in Berlin vor.

Ein ähnlich großes Potenzial hat Erdwärme.
Die Energie im Untergrund ist unabhängig von Tages- und Nachtzeit verfügbar. Spezielle Sonden in der Erde fangen sie auf, eine Wärmepumpe verdichtet sie anschließend so sehr, dass man Wohnungen und Häuser damit heizen kann. Dem Bundesverband Wärmepumpe in München zufolge reduziert der Einbau einer Wärmepumpe die Heizkosten in vielen Fällen beinahe um die Hälfte. Dies gilt für Neu- und Altbau gleichermaßen.

Holz - stark im Kommen

Wer nicht auf eine Heizungsanlage mit richtigem Feuer verzichten mag, sollte den Einbau einer Pelletheizung erwägen. Sie versorgt sich automatisch mit kleinen Presslingen aus Sägespänen, die im Keller gelagert werden - ganz ähnlich wie bislang das Heizöl. Auch Pelletheizungen sind im Betrieb erheblich günstiger als Öl- oder Gasanlagen, allerdings in der Anschaffung teurer. "Der Brennstoff Holzpellets kostet etwa 40 Prozent weniger als Öl und 30 Prozent weniger als Erdgas", sagt Markus Mann, geschäftsführender Gesellschafter der Westerwälder Holzpellets GmbH. Dass die kleinen Energieträger knapp werden, ist nicht zu befürchten: In den deutschen Wäldern wächst genug Holz nach, um damit jedes dritte Haus zu heizen. Kritik kommt derzeit von anderer Seite: Das Umeltbundesamt prüft, inwiefern Holz- und Pelletfeuerungen zur Feinstaubbelastung beitragen.

Hunderttausende Hausbesitzer in Deutschland sparen bereits durch den Umstieg auf Erneuerbare Energien. Alleine im Jahr 2005 wurden hierzulande etwa 100.000 Solaranlagen neu installiert. Das entspricht einem Zuwachs von 25 Prozent gegenüber 2004. Insgesamt sind auf deutschen Dächern rund 800.000 Kollektoranlagen installiert, die Trinkwasser erwärmen oder das Haus heizen. Auch Pelletheizungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Mittlerweile stehen in deutschen Kellern schon 40.000 Anlagen. Mehr als ein Drittel davon wurde allein im vergangenen Jahr installiert.
Der Verkauf von Wärmepumpen entwickelte sich in 2005 ebenfalls positiv: Das Plus beläuft sich auf 44 Prozent gegenüber 2004.

Die Politik macht mit

Doch nicht nur schlaue Hauseigentümer haben die Erneuerbaren Energien für sich entdeckt, auch in der Politik ist mittlerweile angekommen, dass sie für die künftige Energieversorgung von entscheidender Bedeutung sein werden. Nicht zuletzt deshalb wird in Berlin ein Gesetz vorbereitet, das künftig das Heizen mit Erneuerbaren Energien noch günstiger machen soll.

"Wer heute schon in Erneuerbare Energien zum Heizen investiert, ist also in jedem Fall gut beraten", sagt Podewils. Denn nicht zuletzt steigern eine moderne Heizungsanlage und auf Jahre berechenbare Energiekosten auch den Wert der eigenen vier Wände.

Herausgeber:
Informationskampagne für Erneuerbare Energien
Redaktion: Christoph Podewils
Tel.: (030)200-535-54
c.podewils@unendlich-viel-energie.de
www.unendlich-viel-energie.de

Wo gibt es Fördermittel und weitere Unterstützung?

Staatliche Förderung
Die Bundesregierung unterstützt Hauseigentümer und Bau-herrn beim Kauf von Solaranlagen, Pelletheizungen und Wärmepumpen. Zuständig ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn. Für die Errichtung einer Solaranlage erhalten Verbraucher einen Investitionszuschuss von 54,60 Euro je Quadratmeter Kollektorfläche, wenn die Anlage nur zur Warmwasserbereitung dient.

Wird sie auch zur Heizungsunterstützung eingesetzt, bezuschusst der Staat sie mit 70,20 Euro je Quadratmeter Kollektorfläche. Für den Einbau einer Pellet- oder Holzschnitzelheizung gibt es vom Bafa mindestens 1.088,- Euro.

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)
Frankfurter Straße 29 - 35
65760 Eschborn
www.bafa.de

enercity Fonds pro-Klima
Unter dem Motto »Aufschwung für den Klimaschutz« fördert proKlima Energiesparmaßnahmen in Alt-und Neubau und unterstützt die Nutzung regenerativer Energien. Attraktive Zuschüsse gibt es für solche Vorhaben im Gebiet der Städte Hannover, Laatzen, Langenhagen, Seelze, Hemmingen und Ronnenberg (= Fördergebiet).

Der enercity-Fonds proKlima wird finanziell getragen von der Stadtwerke Hannover AG und den Städten Hannover, Laatzen, Langenhagen, Seelze, Hemmingen und Ronnenberg.

www.proklima-hannover.de

Auch manche Bundesländer haben Förderprogramme für den Einbau Erneuerbarer Energien in Gebäude aufgelegt - unter anderem Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen. Eine Liste dieser Förderprogramme findet man im Internet unter www.energynet.de.

Professionelle Hilfe bieten die Energieagenturen der Bundesländer an: Eine Übersicht finden Sie unter www.eco-world.de

Verbraucherzentralen
Schließlich gibt es bei den örtlichen Verbraucherzentralen weitere Informationen zu Förderprogrammen für Erneuerbare Energien in Gebäuden.

Gebäudeenergieberater Ingenieure und Handwerker Niedersachsen
Gebäudeergieberater der Region findet man auf der Seite www.gih-niedersachsen.de

Quelle: natur & kosmos und www.eco-world.de