Hintergrundinfo

Der Weg aus der Armut -
Mikrokredite in Entwicklungsländern

Giida Namirembe, selbst HIV positiv, ist eine der vielen Frauen in Uganda, die ihren Mann durch AIDS verloren haben. Jetzt muss sie ihre 14-köpfige Familie alleine durchbringen. In ihrer Not wandte sie sich an eine Selbsthilfegruppe, die sie in Kontakt mit einer Partnerorganisation von Oikocredit brachte.

Ihr Glück, denn sie erhielt dadurch ein Sachdarlehen von 30 kg Saatgut für Bohnen und konnte damit einen Ertrag von beeindruckenden 616 kg erzielen. Da ihr die Mikrofinanzorganisation die Ernte abkauft, erhielt sie dafür umgerechnet ca. 320 Euro. Von einem Teil des Geldes kaufte sich Giida eine Kuh, deren Milch sie fortan verkauft und für die

© www.oikocredit.org

Ernährung der Familie verwendet. Mit dem Mist düngt sie ihre Mais- und Bananenfelder. "Ich will meinen Kindern eine gute Bildung ermöglichen" erklärt Giida, die mit ihrer ganzen Familie noch immer in einem kleinen Wohnzimmer schläft.

Mikrokredite wie der von Giida Namirembe helfen ganzen Familien aus dem Kreislauf der Armut auszubrechen. Durch kreative Geschäftsideen schaffen es immer mehr Menschen aus Entwicklungsländern, sich eine kleine Existenz aufzubauen. Sei es nur ein Sack voll Saatgut, der nach der Ernte wieder zurückgezahlt werden muss - Er verändert, er hilft und er verbessert etwas!

"Weltweit sind Mikrokredite ein erfolgreiches Modell zur Armutsbekämpfung für arme Bevölkerungsgruppen in den Ländern des globalen Südens", betont Christian Cray vom Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V. (VEN). "Weit über 100 Millionen Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika haben bereits einen Kleinstkredit erhalten. 2008 hatten alle Mikrokredite weltweit ein Finanzvolumen von ca. 31 Milliarden US-Dollar."

Wie kann ich mitmachen?

Bei der internationalen Genossenschaft Oikocredit "investiert man in Menschen" und ermöglicht Familien, die nicht einmal das Geld haben, sich drei Säcke Maismehl für eine Tortillabäckerei zu kaufen, den Zugang zu Krediten. "Oikocredit setzt dort an, wo die Menschen eigene Ideen für eine Existenzgründung haben", so Franziska Dickschen vom Oikocredit Förderkreis Niedersachsen-Bremen über die Aufgaben der internationalen Entwicklungsgenossenschaft.

Oikocredit finanziert sich durch Gelder von Kirchen und kirchennahen Institutionen. Überwiegend jedoch über Förderkreise, die Einzelpersonen, Gemeinden und Initiativen eine Beteiligung ermöglichen. Bereits mit 200 Euro kann man sich bei Oikocredit beteiligen. "Unser Förderkreis, der für Niedersachsen und Bremen zuständig ist, zählt zur Zeit rund 850 Mitglieder, die Oikocredit etwa 7,4 Millionen Euro zur Verfügung stellen" erzählt Franziska Dickschen. "Um weitere InvestorInnen zu gewinnen, müssen wir noch bekannter werden." Weltweit verfügt die Genossenschaft über 446 Millionen Euro, die an 818 Projektpartner weitergeleitet werden. Mehr als ¾ des Kapitals werden für Mikrokredite in der Dritten Welt verwendet. "Oikocredit selbst verleiht den Menschen nicht direkt das Geld, sondern macht das über Mikrofinazorganisationen, lokale Partner, die die Situation besser kennen", erklärt Franziska Dickschen. Diese Partner vor Ort, geben dann Kleinstkredite an Familien, wie der von Giida.

"Die "Ärmsten der Armen", also Menschen, die weniger als einen Dollar täglich zur Verfügung haben, müssen Geld, das sie einmal in der Hand haben, unmittelbar für die tägliche Ernährung ausgeben", verdeutlicht Christian Cray vom VEN aus dem Umweltzentrum Hannover die Tatsache, dass Mikrokredite leider auch kein Allheilmittel sind.

Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus gilt als Begründer des Mikrofinanzgedankens. Er vergab 1983 mit seiner Grameen Bank in Bangladesch die ersten Kleinstkredite an Menschen, die keine Sicherheiten liefern konnten. Yunus vertraute in das Prinzip der Gruppensolidarität und erreichte somit bei seinen Erstkrediten eine Rückzahlungsquote von unglaublichen 98 Prozent. Die Voraussetzung für einen Kredit war, dass sich die überwiegend weiblichen KreditnehmerInnen in Kleingruppen zusammenschlossen. Vorerst erhielten dann zwei der Frauen einen Kredit, für den die anderen mitbürgen mussten. Wurde der Kredit erfolgreich zurückgezahlt, gab es weitere Kredite.

Bleibt nur zu hoffen, dass noch mehr Menschen ihr Geld ethisch korrekt anlegen möchten. "Bei Oikocredit bekommt man in der Regel eine Dividende von 2 Prozent pro Jahr, aber den Menschen, die bei uns ihr Geld anlegen, ist die soziale Rendite weitaus wichtiger als die monetäre" erzählt Franziska Dickschen.

Jasmin Vettel, Umweltzentrum Hannover e.V.